Praktische Bewegungsübungen bei Krebs

Unser Experte Jens Langenhorst, Dipl. Sportlehrer, MBA Healthcare Management, Sporttherapeut DVGS, und Koordinator des Onkologischen Zentrum REGIOMED Coburg, zeigt Ihnen alltagstaugliche Übungen, bei denen Sie direkt mitmachen können und erläutert, wann Sie fachliche Unterstützung hinzuziehen sollten.

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Fragen aus dem Livestream, beantwortet von Jens Langenhorst:

Leider ist eine klare Antwort nicht möglich, da Wundheilungen immer individuell zu betrachten sind.
Am besten die Patientin stellt sich in einer Physiotherapie direkt vor und bespricht das Thema mit dem Therapeuten/ der Therapeutin. Bei minimalinvasiven Eingriffen kann man schon kurzfristig, ein bis zwei Wochen, wieder mit leichten Gewichten trainieren. 

Es gibt sogar Studien dazu, dass Schulterproblematiken reduziert auftreten, wenn man frühzeitig die Schulter mit leichten Kraftübungen einhergehend mit Lymphdrainage beübt. Aber wichtig ist immer die individuelle Befundung der Situation durch einen Fachtherapeuten.

Zu allererst sollte man sich bei Verdacht auf Knochenmetastasen einer bildgebenden Untersuchung unterziehen. Im Anschluss sollte man den Befund mit einem Orthopäden oder Unfallchirurgen besprechen.
Knochenmetastasen sind bösartige sekundäre Tumorzellen eines Primärtumors. Aufgrund der Veränderungen in der Struktur der Knochen kann es zu Frakturen kommen. Es gibt unterschiedliche Formen von Knochenmetastasen. Häufig treten Knochenmetastasen im Bereich der Wirbelsäule auf.
Bei Vorliegen von instabilen Knochenmetastasen mit einem erhöhten oder gar hohen Frakturrisiko sollte man immer einen gut ausgebildeten, erfahrenen Therapeuten hinzuziehen. Erste Übungen können isometrische Spannungsübungen in verschiedenen Köperpositionen sein.
Ist die Lage nicht so schlimm und man hat stabile Metastasen mit einem geringem Frakturrisiko sollte man unter therapeutischer Anleitung und geringer Belastung vorsichtig das Training angehen und langsam progressiv intensivieren.

Mindestvoraussetzung für körperliches Training ist, dass die Lokalisationen der Knochenmetastasen bekannt sind. Das heißt, es sollte eine ärztliche Stabilitätsprüfung resultierend aus einer Bildgebung erfolgen, welche nicht älter als 6 Monate sein sollte. Diese sollte genau aufzeigen, wo Metastasen sind und welche Art von Metastasen vorliegen. Eine Gefährdungsbeurteilung sollte in diesem Befund miteingehen. Ohne diese Information sollte aus Sicherheitsgründen nicht trainiert werden, gerade wenn Knochenmetastasen im Bereich der Wirbelsäule bestehen.

Je nachdem, welche weiteren Informationen vorliegen und welche Trainingsziele verfolgt werden, können zwei Vorgehensweisen in Betracht gezogen werden: Im No-Load-Ansatz wird die betroffene Köperregion ausgespart, das heißt, dass man nur obere wie untere Extremitäten trainiert und erstmal die Wirbelsäule ausspart.
Im individuellen Ansatz startet man mit wenig Belastung vorsichtig in einem sicheren Setting. Das heißt, erstmal keine Rotation, leichte Gewichte bei einer Übung, welche leicht mehrmals wiederholt werden kann.

Hier ist die therapeutische Begleitung ebenfalls zwingend notwendig.

Ich habe die Feldenkrais-Methode in meinem Studium nur kurz kennengelernt. Was ich an der Methode sehr schätze, ist das schrittweise strukturierte Vorgehen Körperfunktionen wie Körperwahrnehmung zu verbessern. Übungen werden individuell angepasst und dann langsam intensiviert.

Wenn Sie so vorgehen, können Sie in allen Phasen einer Krebserkrankung mit dem oder derjenigen arbeiten. Sie sollten jedoch bei bekannten Knochenmetastasen oder einer fortgeschrittenen Osteoporose einen Befund durch ein Arzt bekommen aus dem hervorgeht, wo genau krebsbedingte Vorgänge verortet und wie gefährlich diese sind. Bestehen schon Deckeneinbrüche in den Wirbelkörpern würde ich grundsätzlich von Rotationen im Bereich der Wirbelsäule abraten. In dieser Situation funktionieren dann nur Übungen in der Frontalebene, gerade isometrische Spannungsbungen. Tasten Sie sich langsam vor.

Zum Thema Muster 56: Es ist eigentlich die einzige Möglichkeit im ambulanten Sektor des deutschen Gesundheitswesens, Patienten mit bewegungstherapeutischen Maßnahmen zu versorgen. Grundsätzlich sollte die Therapeutin fähig sein in der Therapiesituation jeden Patienten individuell anzuleiten, egal welche Form von Therapie – Feldenkrais, Pilates, Krafttraining oder Ausdauertraining –  man ausübt.

Selbst heute ist noch nicht klar, wie genau Fatigue entsteht. Wissenschaftlich werden multifaktorielle Faktoren und Prozesse erforscht. Die Kernaussage fällt deswegen einfach aus: Wichtig ist, dass man aktiv bleibt. Denn in bisherigen Studien hat sich dargestellt, dass neben den traditionellen Trainingsformen Ausdauer und Kraft auch Studien mit Yoga, Qi Gong und Tanztherapie wirksam waren.

Ich würde folgende Empfehlung geben. Bewegen Sie sie häufiger in der Woche bei moderaten Intensitäten. Da ich Sie nicht kenne kann ich nicht definieren, was für Sie moderat heißt. Generell kann man sagen, dass man sich moderat bewegt, wenn man noch reden kann bei der Übung, beim Training. Man darf nicht in eine erhöhte Atmung verfallen.

Als zweites ist es wichtig, Spaß zu haben bei der Bewegung. Probieren Sie neue Bewegungsformen aus wie vielleicht Yoga oder Pilates. Machen Sie nur so mit, wie Sie es können.

Und zum Dritten: Legen Sie Ihrer Trainingszeiten fest. Bestimmen Sie, wann Sie trainieren möchten. Versuchen Sie dann das Training umzusetzen.

Andrea Roth (Onkologische Ernährungstherapie Diätassistentin, Ernährungsberaterin, DGE – REGIOMED Kliniken Coburg)

Gerne kann ich ein paar Empfehlungen geben:
Zum Muskelaufbau ist eine hochwertige Eiweißzufuhr unerlässlich. Sinnvolle Eiweißquellen sind Milchprodukte, Nüsse (!), Eier, Fisch und Fleisch (Beachte: biolog. Wertigkeit)

2. Thema Eiweißpulver:
Beachte:  Eiweißpulver sollten möglichst 80% Eiweißanteil beinhalten und möglichst keine Kohlenhydrate in Form von Zucker. Am besten in Shakes oder Suppen/ Saucen verarbeiten.

Gute Eiweißpulver sind

  • Fresubin Protein Powder (siehe Anlage)
  • ADPRO104 der Fa. MetaX
  • Resource Eiweißpulver der Fa. Nestle

Ergänzende Informationen zum Vortrag: